"Die Geschichte liebt es bisweilen, sich auf einmal in einem Menschen zu verdichten, welchem hierauf die Welt gehorcht." Der Autor hat seinem kompendiösen Werk dieses Wort Jacob Burckhardts voran gestellt. Aber warum gehorcht die Welt einem solchen Menschen? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Eine davon könnte sein: weil dieser Mensch so ungewöhnliche Fähigkeiten, ein so ungewöhnliches Charisma besitzt, dass er imstande ist, die Massen, Völker und Staaten seinem Machtwahn zu unterwerfen. Das freilich ist der Welt nicht gut bekommen. Alexander (der Große), Caesar, Napoleon, Hitler, Stalin und Co. haben in sinnlosen Kriegen riesiges Elend über unseren viel geprüften Planeten gebracht. Über diese Bösewichte der Weltgeschichte ist genug geschrieben worden, man müsste über sie den Mantel des Schweigens breiten. Papperlapapp. Die Nachwelt flicht ihnen nach wie vor Kränze, sie werden von manchen Historikern und vielerlei Medien auch nach den Katastrophen, die sie herauf beschworen haben, höher bewertet und mehr geschätzt als die anderen hervorragenden Persönlichkeiten (Ärzte, Erfinder, Komponisten, Dichter etc.), die für die Menschheit wirklich Großes geleistet und ihr kulturelles Erbe bereichert haben. Das alles sage ich deshalb, weil ich der Überzeugung bin, dass eine Napoleon-Biografie heutzutage absolut entbehrlich ist. Die gigantische historiographische Leistung des Autors will ich damit keineswegs schmälern. Sein Buch lässt überhaupt nichts zu wünschen übrig. Willms schildert mit enormer Quellenkenntnis und ungeheurem Fachwissen anschaulich und detailliert den Aufstieg Napoleons vom Sohn eines korsischen Winkeladvokaten zum Beherrscher Europas, er beschreibt seine genialen militärischen Siege, seine Niederlagen, sein ruhmloses Ende auf St. Helena. Er zeichnet durchaus auch, wenn auch nicht explizit, das Bild einer von cäsarischem Größenwahn beherrschten Persönlichkeit. Aber, wie gesagt: von zwingender Notwendigkeit ist das Sujet nicht. *Bücherschau* Friedrich Weissensteiner Description